Familie Farrington

George Farrington ist eine einschüchternde Gestalt. Der 82-jährige Brite hat ein strenges Gesicht, eine stramme Körperhaltung und achtet stets darauf, wie er sich in Anwesenheit anderer präsentiert. Nicht etwa, weil er unsicher ist oder mit Komplexen zu kämpfen hat, sondern weil er zu wissen scheint, wie wichtig es ist, in voller Form wahrgenommen zu werden. Diese Ansicht und auch sein ständiger Fleiß, sein Ehrgeiz und seine Hingabe zur dunklen Magie haben ihn trotz seines Blutstatus zu einem beliebten Bekannten reinblütischer Zauberer Familien gemacht. Mit seiner Apotheke in der Nokturngasse hat er schon immer auch jene unterstützt, die unter dem Deckmantel der unantastbaren 28 Wege der Kriminalität gingen. George liefert Heiltränke, wo sie gebraucht werden aber vor allem da, wo er will. Durch seine Loyalität und seine tadellose Arbeit, hat er sich nicht nur beliebt gemacht, sondern wird sogar der Ehre zuteil, hin und wieder an Reinblüterbällen teilnehmen zu dürfen. Nicht alle Familien sind davon begeistert. Trotz seiner ununterbrochenen Treue zu den Unantastbaren, stehen ihm einige noch in Misstrauen gegenüber und nicht jeder und jede ist davon begeistert, dass einem Halbblut Anwesenheit auf einem Ball der oberen Schicht gewährt wird. Gleiches Privileg hat George für seinen Sohn erarbeitet, der allerdings weitaus weniger von diesen scheinheiligen, alkoholverseuchten Treffen hält als sein Vater. Dennoch begleitet er seinen Vater, wann immer jener darum bittet. Roman hat schon früh gelernt, dass es nichts bringt, sich gegen die Wünsche und Forderungen seines Vaters aufzulehnen. Er war streng erzogen worden und Fehltritte waren immer sofort auf schlimmste Art und Weise bestraft worden, was dazu geführt hatte, dass Roman schnell ein kleiner Perfektionist wurde und von seinem Umfeld dasselbe zu erwarten begann. Liebe zu seinem Vater hat es nie gegeben – Bewunderung, ja, aber eine reinere Form an positiven Emotionen hatten sich nie in Romans Herz geschlichen. Dazu war die Verbindung zu seinem Vater nie tief genug gewesen, war nie über Korrekturen und Belehrungen hinausgegangen. Auch heute ist das Verhältnis der Beiden zwar neutral, allerdings stets immer kalt, was allerdings Beide nicht zu stören scheint. Sie kennen es nicht anders.

Isabella Venturi ist schön. Wunderschön. Trotz ihrer 80 Jahre ist sie eine Erscheinung für sich und das vor allem, weil sie sich jede Mühe gibt ihr Alter zu verdecken. Sie ist eitel. Schönheitscremes, Tränke zur Faltenreduktion, Blutegel, Hautstraffungen durch Zauber. Bella hat es alles versucht und man kann mit Sicherheit behaupten, dass nicht alles davon ein gutes Ergebnis erzielt hat. Die Hexe mit dem scharfen Verstand ist die treibende Kraft hinter der Farrington Pharmacy, auch wenn sie nicht mehr so viel damit zu tun hat wie früher. Die meisten Aufgaben überlässt sie heutzutage ihrem Sohn Ramon, den sie für durchaus fähig hat. Dennoch gibt sie sich immer alle Mühe, ihn zu kritisieren und seine Arbeit schlecht zu reden. Natürlich nicht in den weiten Kreisen, das wäre ja geschäftsschädigend und sie würde sich damit ins eigene Fleisch schneiden. Roman hört seiner Mutter und ihrer ständigen Neckerei schon lange nicht mehr zu. Er weiß, dass Isabella ihn nicht ausstehen kann. Nachdem er geboren worden war, war es Isabella nicht mehr möglich, Kinder zu bekommen und dies würde sie ihm bis in alle Ewigkeit vorhalten. Isabella hatte sich schon immer ein weiteres Baby gewünscht, ein kleines Mädchen, welches sie in hübsche Kleider packen konnte und später auf dem Hochzeitsmarkt anpreisen konnte. Dass ihr dies genommen wurde – auch wenn es keineswegs Romans Fehler war – verzieh sie ihm nie. Seit sie nicht mehr arbeitet, ist die 80-jährige eigentlich “nur” Hausfrau. Sie trifft sich zu Kaffeekränzchen mit anderen Ladys in ihrem Alter und verbringt ihre Freizeit hauptsächlich damit, mit ihnen zu lästern, das Geld ihres Mannes zu verbrauchen oder sich bei ihm darüber zu beschweren, das Roman seine Ehe und seine Kinder vernachlässigt.

Aufgewachsen in Großbritannien und das Land des Stiefels nur aus Erzählungen kennend, hatte Persephone nie die Chance, mit ihren Wurzeln in Berührung zu kommen oder sich näher mit ihrer Geschichte auseinander zu setzen. Urlaube nach Italien lagen nie drin – man wollte in England Fuß fassen und in der magischen Gesellschaft Großbritanniens angenommen werden. Was man auch zwangsläufig erreichte, als Persephone mit dem Spross der Farrington Familie verheiratet wurde, einer Familie, die ihren festen Platz durch ihre stete Arbeit für die unantastbaren 28 bereits sicher hatte. Natürlich stimmten die Privilegien noch lange nicht überein und auch die Farringtons konnten meist nur die Reste von den Tellern der Reinblüter essen, allerdings machte die Familie Rossi einen großen Schritt in die angestrebte Richtung. Persephone kannte Ramon bereits aus Schulzeiten. Die Beiden besuchten zusammen das Haus der Schlangen und es wurde schnell klar, dass die Familien ein gemeinsames Arrangement anstrebten. Während Persephone sich damit glücklich abfand – sie entwickelte Gefühle für den introvertierten Streber – hielt Roman nichts von der arrangierten Verlobung und späteren Hochzeit. Er machte dies immer wieder deutlich in seinem Handeln und fies gewählten Worten, die er Persephone in den passenden Zeitpunkten entgegen schleuderte. Zu Ende ihrer Schulzeit war auch Persephone nicht mehr begeistert von der Verlobung, allerdings hielt sie brav den Kopf unten und tat, was von ihr verlangt wurde. Sie gebar Roman zwei Kinder, war die fleißige Hausfrau, welche nie eine Ausbildung absolvieren durfte, und war das hübsche Mitbringsel auf gemeinsamen Abendessen auswärts oder auf irgendwelchen Bällen. Allerdings hat auch Persephone ein Geheimnis – eines, welches wohl gut gehütet werden soll. Dass die Brünette ihrem Mann fremdgeht, weiß jener schon lange, nur kümmert er sich zu wenig um sie, als dass es ihn tatsächlich interessieren könnte. Was allerdings weitaus bedeutender ist, ist die Tatsache, dass Daphne Farrington nicht seine Tochter ist, sondern aus einer Affäre mit einem ehemaligen Schulkollegen Persephones entstand. Blondes Haar, grüne Augen. Es scheint zu offensichtlich und doch hat noch niemand zweimal darüber nachgedacht. Für Persephone ist es ein Geheimnis, welches sie mit ins Grab nehmen will, doch kann sie es Daphne für alle Zeiten verschweigen?

Roman Farrington ist das perfekte Werkzeug seines Vaters und fügt sich aus reiner Langeweile allen

Ariadne war noch nie glücklich mit der Familie, in die sie geboren worden wurde. Schon von klein auf wurde versucht, ihr eine Meinung aufzudrücken. Sie musste so denken, wie ihre Eltern und jene, die sie mochten ansonsten wäre das nicht gut. Die Ravenclaw hatte sich schon immer dagegen aufgelehnt und deswegen war es nicht weiter verwunderlich, dass sie mit ihren Eltern ständig stritt und überhaupt immer für Ärger sorgte. Selbstbewusst wie sie war, entschied sie sich dazu ihren eigenen Gefühlen zu folgen anstatt vorgefertigter Worte als die ihren auszugeben. Das Desinteresse ihres Vaters bestärkte sie nur darin, ihren eigenen Weg zu gehen und alsbald sie Hogwarts abgeschlossen hatte, ließ sich die Hexe in Gringotts eine beachtliche Menge Galleonen aus dem Verlies ihres Vaters auszahlen, bevor sie mit dem Geld abhaute und gar nicht erst nach Hause zurückkehrte. Mittlerweile ist die 20-jährige Bassistin in einer Rockband, die aus Muggelstämmigen sowie einem Zauberer und ihr besteht. Die Briefe ihrer Eltern ignoriert sie und obwohl ihr Vater bereits mittels Privatdetektivs seit Jahren nach ihr sucht, ist es ihm noch nicht gelungen, seine Tochter zu finden.

Auf den ersten Blick kann man annehmen, dass Daphne die Lieblingstochter ist. Sie macht ihren Eltern keinen Ärger, geht ihren eigenen Weg und lässt sich von niemandem außerhalb der Familie etwas vorschreiben. Sie trägt sich mit Würde und Eleganz und bekommt immer, was sie will. Daphne liebt, welche Türen ihr die Welt öffnen kann, wenn sie nur an den richtigen Stellen lächelt, nickt oder ein tief ausgeschnittenes Kleid trägt. Sie weiß ihren Körper und ihre Reize einzusetzen, ohne dabei billig oder offensichtlich zu wirken. Allerdings beherbergt auch Daphne ein wohlgehütetes Geheimnis – sie weiß, wo sich ihre Schwester aufhält, und trifft sich regelmäßig mit ihr. Die ehemalige Slytherin hat nicht vor, Ariadne an ihre Eltern zu verraten, weiß sie doch wie sehr sie sie hasst. Glücklicherweise verstehen die beiden Schwestern sich sehr gut und halten zusammen, was auch immer passieren mag. Zu ihren Eltern hat Daphne im Gegensatz ein gutes Verhältnis, wobei sie das zu ihrem Vater eher als neutral bezeichnen würde. Sie lässt sich zwar von ihm zur Tränkemeisterin ausbilden, allerdings lässt sich dieses Arrangement keineswegs mit der Liebe und der Aufmerksamkeit eines Vaters gleichstellen.